Titelbild: Eine kleine Veränderung am Design spart warmes Wasser, ohne dass auf Komfort verzichtet werden muss. Quelle: KWC

Mit einer kleinen Anpassung am Design von Wasserhähnen lässt sich in Haushalten warmes Wasser einsparen – am Spühltisch bis zu dreissig Prozent –, ohne dass die Zufriedenheit der Bewohnerinnen und Bewohner darunter leidet. Dies haben Gebäudetechnik-Experten der Hochschule Luzern und Verhaltensforscher der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften in einer Studie bestätigt. Die Einsparung wirkt sich auf den Energieverbrauch aus, denn nach der Heizung benötigt man im Haushalt am meisten Energie für warmes Wasser. 

Gebäudetechnik-Experten der Hochschule Luzern und Verhaltensforscher der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften testeten eine kleine Änderung an der Wasserarmatur, die bis zu dreissig Prozent Warmwasser am Spültisch einspart, ohne den Komfort einzuschränken.

Mit einer kleinen Anpassung am Design von Wasserhähnen lässt sich in Haushalten warmes Wasser einsparen, ohne dass die Zufriedenheit der Bewohnerinnen und Bewohner darunter leidet. Dies haben Energieforscher der Hochschule Luzern und der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW in einer Studie bestätigt. Die Einsparung wirkt sich auf den Energieverbrauch aus, denn nach der Heizung benötigt man im Haushalt am meisten Energie für warmes Wasser.
Die Wasserhähne, die am häufigsten anzutreffen sind, regulieren die Warm- und Kaltwasserzufuhr mit Hilfe eines Hebels. Dreht man ihn nach rechts, fliesst kaltes Wasser, dreht man ihn nach links, ist das Wasser warm. In der Mitte wird Warm- und Kaltwasser gemischt. In den meisten Wohnungen steht dieser Hebel gewohnheitsmässig in dieser Mittelposition und bleibt auch dort, wenn die Hände gewaschen oder kurz etwas abgespült wird. Dies scheint dem ästhetischen Empfinden der meisten Menschen zu entsprechen. «In der Mittelposition fliesst zwar Warmwasser in der Leitung. Bis das Wasser jedoch den ganzen Weg vom Boiler im Keller bis zum Wasserhahn zurückgelegt hat, hat man es meist schon wieder abgestellt, zum Beispiel beim Händewaschen», sagt Projektleiter Benoît Sicre von der Hochschule Luzern. Anschliessend kühlt das warme Wasser ungenutzt in der Leitung ab und beim nächsten Händewaschen beginnt das Ganze wieder von vorn.  

Forschende wollen wissen: Wie wirkt eine kleine Anpassung?

Forscherinnen und Forscher der beiden Hochschulen untersuchten in einem von EnergieSchweiz unterstützten Projekt über ein Jahr lang, ob eine kleine Anpassung im Design der Bad- und Küchenarmaturen daran etwas ändern kann: Was, wenn der Hahn sich gar nicht nach rechts bewegen lässt, sondern die Einstellung für kaltes Wasser in der Mitte ist und links wie vorher auch die Einstellung für warm? Werden diese so genannten Eco-Armaturen akzeptiert? Und helfen sie tatsächlich, warmes Wasser einzusparen? Dazu massen die Forschenden einerseits den Wasserverbrauch und die Wassertemperatur, andererseits befragten sie die Bewohnerinnen und Bewohner nach ihrem Komfort und ihrer Zufriedenheit mit der neuen Lösung, sowie zu ihrem Nutzungsverhalten.

«Die ‹Mittelstellung Kaltwasser›-Armatur, wie wir sie nennen, soll verhindern, dass unbedacht Warmwasser fliesst, wenn der Hebel in der Grundposition bleibt. Die Nutzer sollen sich bewusst dafür entscheiden, ob sie Warmwasser möchten oder nicht», sagt Sicre. Die Auswertung der Messdaten zeige, dass die Eco-Armaturen ein beträchtliches Einsparpotenzial aufweisen: In der untersuchten Wohnsiedlung wurde der Energieverbrauch pro Armatur, also am Spühltisch in der Küche oder am Lavabo im Bad, im Durchschnitt um 20 bis 30 Prozent reduziert. Der gesamte Warmwasserverbrauch der Siedlung konnte durch die «Mittelstellung Kaltwasser»-Armatur im Durchschnitt um knapp fünf Prozent reduziert werden. Allerdings hat die Messkampagne auch gezeigt, dass diese Einsparung stark vom individuellen Verhalten abhängt.

Akzeptiert wurde die Mittelstellung Kaltwasser von den Benutzerinnen und Benutzern gut, denn der Komfort bleibt für sie der gleiche. «Andere Eigenschaften der Eco-Armaturen, welche nicht fürs Energiesparen relevant sind, wie Höhe, Ausschwenkbarkeit, Reinigungsverhalten, Spritzverhalten und generelle Handhabung, haben einen weitaus grösseren Einfluss auf die Nutzerzufriedenheit bei den Armaturen», erklärt ZHAW-Forscherin Evelyn Lobsiger. Die Mittelstellung wurde von den Teilnehmenden weiterhin als Standard genutzt; der Unterschied besteht darin, dass sie sich bewusster entscheiden, warmes Wasser zu brauchen.

Armaturen erst dann ersetzen, wenn es nötig wird

Sollen nun also möglichst alle Wasserhähne sofort ersetzt werden? Sicre präzisiert: «Nein, das ist nicht das Resultat unserer Forschung. Wir empfehlen Hauseigentümerinnen und -eigentümern den Einbau von ‹Mittelstellung Kaltwasser›-Armaturen bei Neubauten sowie bei bestehenden Häusern, sofern die Armaturen dort sowieso erneuert werden müssen.» Dies deshalb, weil in jedem neuen Gegenstand Energie steckt, die für die Gewinnung und Verarbeitung des Materials und den Transport eingesetzt werden musste, die so genannte Graue Energie. Es macht also mehr Sinn, einen alten Wasserhahn zu nützen, solange er funktionstüchtig ist, und für kurze Wasserentnahmen auf «kalt» einzustellen, beziehungsweise Mieterinnen und Mieter entsprechend zu informieren.