«Ein Leben für die Musik»

Ich befasse mich im Beruf und Privat mit Musik. Pepe Lienhard

Vom Jurastudium zum Musikprofi: Pepe Lienhard referiert vor der Volkshochschule Frauenfeld.

Ein Solo auf dem Saxofon oder Pop-Melodien auf der Piccolo-Flöte: Pepe Lienhard improvisiert den Charakter jeder Art von Musik und setzt seine eigene Note. An der Volkshochschule Frauenfeld im historischen Rathaussaal spricht Pepe Lienhard über 60 Jahre Erfahrung auf der Bühne.

Seine Art ist charmant. Pepe Lienhard ist ein aufmerksamer Gesprächspartner und nah bei den Leuten. Man will gar viel wissen, über Frauen, die Ausbildung, das Militär. Und auf alles antwortet der Musiker ganz unkompliziert.

Wegen Corona fielen die meisten Vorträge der Volkshochschule Frauenfeld aus. «Umso mehr freue ich mich über unseren Weltstar», sagt das Vorstandsmitglied Renata Riebli. Der Frauenfelder Lienhard erzählt im festlichen Rathaussaal in Frauenfeld vor Publikum über sein Musikerleben. Zu seinem Glück zählt seine Ehefrau Christine Lienhard, mit ihr ist er seit zehn Jahren verheiratet. Lienhard sagt: «Meine Frau führt das Management meiner Band perfekt und wunderbar.»Zusammen mit seinem Sextett mischte er mit Hits wie «Sheila Baby», «Piccolo Man» und dem Eurovision-Klassiker «Swiss Lady» die Schweizer Musikszene auf. Alles begann mit der Liebe zum mitreissenden, jazzigen Sound der Big Bands der 1960er-Jahre. Lienhard träumte bereits als Jugendlicher davon, selbst eine zu leiten. Doch sein Vater wollte, dass er einen «rechten» Beruf erlernte. Also studierte Lienhard Jura.

Doch weder seine Laufbahn als Musiker, noch als Jurist ging es vorwärts. So brach Lienhard nach vier Semestern sein Jurastudium ab und entschied sich für den Weg als Musikprofi. Vor wenig Publikum war es zuerst schwierig, später kam der volle Erfolg. «Ich befasste mich im Beruf und privat mit Musik», sagt Lienhard ‒ auch wenn es mal nicht gut lief. Er habe mit tollen Leuten zusammenarbeiten können, erlebte die Hochs und Tiefs des Musikmachens. Und auch noch jetzt, mit 75 Jahren, zeigt Lienhard Freude am Spielen.

«Mit 35 Jahren habe ich mit dem Sextett aufgehört, ich wollte nicht bis 60 in Diskotheken Musik mit dem Alphorn machen.»

Eine Schweizer Tournee geplant

Die Zusammenarbeit mit seinem Weggefährten Udo Jürgens dauerte 37 Jahre. Als Begleitensemble hatte die Pepe Lienhard Big Band weit über Europa hinaus einen exzellenten Ruf.

«Ohne Udo hätte ich nie so lange mit einer so grossen Band unterwegs sein können. Wir flogen gemeinsam um die ganze Welt: Peking, Kanada, Amerika und von Südostasien bis Südafrika», sagt Pepe Lienhard. Kennengelernt hat Pepe Lienhard Udo 1974 in Wiesbaden.

«Wegen Management- und Steuerproblemen in Deutschland und Österreich suchte Udo eine neue Agentur und landete bei meinem damaligen Manager Freddy Burger. Da wir uns schon kannten, begleiteten wir danach Udo als Sextett an seinen Galas», sagt Pepe Lienhard weiter. Genau in dieser Zeit wollte er seinen Traum von der eigenen Big Band verwirklichen und erzählte Udo Jürgens davon. Pepe: «Er meinte zu mir: ‹Wenn du eine grosse Band aufbaust, höre ich mit meiner Tourneeband auf und nehme dich.› «Für mich war das das Schlüsselerlebnis», sagt Pepe Lienhard.

Weil genau zu jener Zeit das Radio-Orchester Beromünster aufgelöst wurde, fragten die Musiker beim damaligen Radio-Direktor Andreas Blum nach. Dessen Antwort war niederschmetternd. ‹Selbst wenn ihr noch Geld bringt: Ich will keine Big Band mehr› hiess es.

Im Nachhinein war es gut so. Denn Pepe und seine Big Band erlebten Highlights, die mehr als die Erfüllung grosser Träume waren. «In Monte Carlo durfte ich zwei Idole mit meiner Big Band begleiten: die legendären Entertainer Frank Sinatra und Sammy Davis Jr.» Stars aus den USA, das renommierte Jazz Festival Montreux und der wohl bedeutendste Bandleader und Musikproduzent der Neuzeit, Quincy Jones, wollten Lienhard und seine Big Band dabeihaben. «Quincy sass in der ersten Reihe. Meine Solisten waren das Aushängeschild der internationalen Jazz-Szene, Leute wie Herbie Hancock und Al Jarreau», erklärt Lienhard. Zusammen mit Montreux-Jazz-Gründer Claude Nobs erarbeitete Pepe Lienhard das Musikprogramm.

Lienhard sagt: «Auch Schweizer Musiker haben mich beeindruckt.» Einige hat er vom Unterrichten in der Militärmusik kennen gelernt und Freundschaften sind entstanden. Für Pepe Lienhard geht die Big Band Zeit weiter. Die grosse Schweizer Tournee startet am 11. Mai 2022.

Titelbild: Pepe Lienhard, Musiker / PD / Michael Kessler

Artikel ist in gekürzter Form am 25. Juni 2021 in der Thurgauer Zeitung erschienen.