Gut zu wissen, mit einem Experiment von Anke Lüßenhop
Anfang 2018 startete ich das Experiment: Haare waschen ohne Chemie. Ich hatte dafür zunächst gesundheitliche Gründe. Was es zur Herstellung braucht, erkläre ich euch hier.
Anke Lüßenhop, Gesundheitsberaterin, Gesundheit für mich
Eine hormonell bedingte Brustkrebserkrankung veranlasste mich dazu, mein Leben einmal um 180 Grad zu drehen, das heisst, das ich mehr auf meine Ernährung und Nährstoffzufuhr achtete und ich dafür Sorge tragen wollte, möglichst alle chemischen Überreste aus meinem Körper zu beseitigen.
Ich machte mich schlau, durch welche Einflüsse Chemie in meinen Körper gelangen konnte. Dass man über eine unangemessene und durch industriell gefertigte Lebensmittel überlastete Ernährung viele Stoffe in sich aufnimmt, die uns nicht immer guttun, weiss man ja inzwischen, aber dass unsere Kosmetik auch einen extrem hohen Anteil an Schadstoffen in unserem Körper hat, bedenken wir oftmals nicht. So finden sich u.a. in Shampoos häufig nicht nur krebserregende Mittel, sondern auch Stoffe, die Einfluss auf unseren Hormonhaushalt nehmen können. Letzteres war natürlich für mich in meiner Situation ein wichtiger Grund hier tätig zu werden.
Gesagt getan fragte ich das Internet und eine Bekannte, die selbst bereits seit Monaten ohne Shampoo auskommt.
Fakt eins ist, dass man erst einmal die Chemie aus seinen Haaren bekommen muss. Das heisst, hier hilft am besten Natron. Das bekommt man in der Backabteilung des Lebensmittelhändlers oder in Großpackungen im Internet. Bei dieser Art Haarwäsche muss ich meine Leser aber schon einmal warnen, denn da die heutigen Shampoos unsere Haare zumindest optisch verschönern sollen, erlebt man nach der mehrmaligen Wäsche nach der gleich beschriebenen Art die Haare erstmals wieder in seinem Ursprungszustand, d.h. es ist vielleicht dünn, hat Spliss, ist statisch aufgeladen… Aber keine Angst, das ändert sich im Laufe der Wochen wieder. Da muss man leider etwas Durchhaltevermögen haben.
Ausprobiert habe ich zum Beispiel das Waschen meiner Haare mit Natron:
Hierzu vermischt man 3 EL Natron und etwas Wasser, so dass eine zähflüssige Masse entsteht, die der Konsistenz von Shampoo ähnelt. Die Masse massiert Ihr vorwiegend in die Kopfhaut ein, lasst sie ein paar Minuten einwirken und wäscht das Haar dann gründlich aus.
Wichtig ist nun die Rinse danach (Warum man das Rinse nennt, habe ich ehrlich gesagt nicht verstanden. Hierzu mischt man 1 bis 3 Esslöffel Apfelessig (Zitronensaft geht auch; das soll sogar die Haare etwas aufhellen) mit einem Liter kaltem Wasser (wirklich kaltes Wasser!). Die Rinse dient dazu, den PH-Wert der Haare wieder in Richtung sauer zu transformieren (da Natron basisch ist, würde das die Haare auf Dauer schädigen).
An dieser Stelle kommt der Fehler, den ich gemacht habe: Ich habe nämlich gedacht, ich könnte die Haare einfach dauerhaft mit Natron waschen… und das war keine gute Idee. Meine Haare wurden nämlich zunehmend trocken und ließen sich kaum noch vernünftig föhnen. Daher mein Tipp für Euch: Macht nur ein paar Wäschen mit Natron, bis Ihr das Gefühl habt, dass der Ursprungszustand Eurer Haare wieder hergestellt ist.
Chemie ist raus, doch was kommt nun?
Nun gut. Die Chemie ist raus. Aber womit wäscht man nun weiter? Es gibt ja einige Hardcore-Kanditaten, die ihre Haare einfach nur noch mit Wasser waschen. Dafür muss man aber gewöhnlich durch ein paar Wochen fettiger und unansehnlicher Haare durch. Da ich beruflich auch viel Kontakt mit Menschen habe, war das für mich keine gute Option. Ich habe es daher mal mit Roggenmehl versucht, von dem ich gelesen hatte, dass es sich anwenden ließ wie Shampoo.
Gesagt getan: Experiment Roggenmehr gestartet: Für das Waschen mit Roggenmehl mischt Ihr etwa 2 bis 4 EL Mehl mit so viel Wasser, bis eine shampooähnliche Konsistenz entsteht. Die Masse verwendet man dann wie ganz gewöhnliches Shampoo und lässt es, genau wie das Natron, ein wenig einwirken. Wichtig ist hier, dass man wirklich sehr gründlich ausspült. Und auch hier wird am Ende die o.g. Rinse verwendet. Dadurch wird das Haar (einigermaßen) leicht kämmbar. Hier liegt nämlich für mich der große Nachteil des Roggenmehls. Die Haare werden sehr fest (Festiger braucht da keiner mehr :-)), und das Haar lässt sich nach der Wäsche nicht so gut durchkämmen. Ausserdem streuseln immer noch Reste des Mehls beim Föhnen auf die Schulter… Auch nicht so optimal.
Aber in Summe muss ich zugeben, waren die Haare auf jeden Fall sauber und überhaupt nicht fettig. Aber so richtig zufrieden war ich immer noch nicht.
Also informierte ich mich weiter und stiess auf Haarseife, von der viele Leute im Internet schwärmten. Also, was sollte passieren? Zurück zur chemischen Keule wollte ich auf keinen Fall. Ich fand eine Bioseife, die guten Kritiken im Internet hatte und bestellte sie einfach mal. Ich muss sagen, ich bin bis heute sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Das waschen ist ähnlich wie mit Shampoo, aber auch hier muss man am Ende die Rinse über die Haare gießen. Ungewohnt ist es, dass die Haare beim Ausspülen leicht stumpf werden. Das hat sich nach der Rinse aber wieder erledigt. Der Geruch des Essigs verfliegt übrigens sehr schnell. Es gibt mittlerweile aber auch Haarseifen, bei der man auf die anschließende Rinse verzichten kann, so dass ich irgendwann zu dieser übergewechselt bin. Wer seine Haare zusätzlich pflegen möchte, kann der Seife ein paar Tropfen ätherischer Öle hinzufügen oder über Nacht natürliche Haarmasken machen. Die Natur bietet uns hier wirklich mehr als genug Möglichkeiten.
Natron kann man wirklich nur für den Anfang empfehlen, Roggenmehl finde ich für lange Haare eher unpraktisch, weil sie zu schwer kämmbar werden und zu viele Mehlreste selbst nach gründlichem Waschen aussehen, als hätte man Schuppen. Mein Favorit dieses Experiments bleibt daher die Haarseife. Schlussendlich haben mir meine Experimente gezeigt, dass man auf jeden Fall sehr gut ohne Chemie auf den Haaren auskommen kann und der Markt hier mittlerweile auch gute Alternativen bietet.
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