Die photoSCHWEIZ findet in diesem Jahr vom 2. bis zum 11. Juli 2021 und nicht wie gewohnt im Januar statt. In der Halle 550 Zürich-Oerlikon können Arbeiten von 200 Schweizer Fotografinnen und Fotografen betrachtet werden. Auch sind die Fotografien von dem Künstlerpaar Rosmarie Gehriger und Oliver Elbs zu sehen, die uns unter anderem erzählt haben, wie es zu der Entstehung dieser Fotos kam.
Selina Meier
«Künstlerin ist man halt, bis man umfällt»
Das Künstlerpaar, die mit 77 Jahren älteste Ausstellerin Rosmarie Gehriger und Oliver Elbs, der promovierte Kunsthistoriker aus Basel, hat es in den letzten Jahren vermehrt in die Fotografie gezogen. Nun dürfen sie eine Auswahl an Fotografien von der Architektur in New York zum ersten Mal an der photoSCHWEIZ 2021 ausstellen.
Das Schöne ist überall zu finden
Rosmarie Gehriger war schon immer fasziniert von der Fotografie. Früher hat sie dies als Hobby verfolgt und Alben für sich gemacht. «Die Schönheit liegt im Detail. Aber überall ist das Schöne zu finden, man braucht nur die Augen, um dies auch zu sehen», sagt Gehriger. Sie hat sich auch viel mit Kupferdruck in Kombination mit Malerei oder Fotografie beschäftigt, beispielsweise in einem ihrer Projekte mit dem Titel «Verwandlung». Allgemein arbeitet sie viel mit Themen, diese fallen ihr meistens einfach zu. Eigentlich sollte sie Tätigkeiten abbauen und nicht aufbauen, denn die jüngste ist sie nicht mehr, doch sie sprudelt nur so an Ideen und meint sie könne noch viele weitere Installationen und Projekte machen.
New York und seine faszinierende Architektur
2019 zog es Gehriger und Elbs dann in die USA. Eigentlich wollten sie nach San Francisco, da Gehriger schon einmal da war und sie sich in der Stadt sehr wohl fühlte. Doch fasziniert sie auch das Neue und weil beide noch nie in New York waren, entschieden sie sich ihre Pläne zu ändern. Was zuerst ein Zwischenstopp sein sollte, wurde zum Ziel. Fast zwei Wochen lang zogen sie durch die Stadt und machten Fotos. Weiter als Manhattan kamen sie aber nicht, da es so viel zu sehen gab. «Die Schönheit der Architektur faszinierte uns», so Gehriger. Dies spiegelt sich auch in den ausgestellten Fotografien wider. Man spürt, wie die beiden das Auge für das Schöne haben, das eigentlich doch überall zu finden ist. Sie fühlen sich sehr geehrt, dass die Fotos nun dort ausgestellt sind, doch eigentlich ist es ein glücklicher Zufall. Denn als sie nach New York reisten, war es nicht geplant, dass dieses Projekt entstehen soll.
Ein Glückskind
Als eines von vier Kindern, die auf tragische Weise ihren Vater verloren, war Gehriger in jungen Jahren gezwungen, zuerst einmal einen Beruf zu erlernen, der Geld einbrachte. Als Ausgleich dazu malte sie immer, denn sie wollte «mit Schönheit arbeiten». Doch diese Lebensweise befriedigte sie auf Dauer nicht. So entschied sie, gegen Ende dreissig, einen neuen Weg einzuschlagen. Ihr Ausstieg war gleichzeitig auch der Einstieg in eine neue Welt: die der Kunst. Zuerst besuchte sie Kurse an der Kunstgewerbeschule in Basel und ging dann für drei Monate nach Barcelona an die Kunstakademie Bellas Artes. Darauf folgte eine Ausbildung in Druckgrafik und die Gründung ihres eigenen Druckgrafikateliers. Heute ist sie freischaffende Künstlerin und in verschiedenen Bereichen tätig und sich selbst beschreibt sie als «Glückskind», denn nach ihrem Entscheid auszusteigen, öffneten sich alle Tore und sie konnte einfach leben. Mut sowie das Vertrauen in sich selber brauchte es dafür, zudem fand sie in ihrem Freundeskreis immer viele Helferinnen und Helfer. Und wenn es einmal doch schwierig wurde, öffnete sich kurz darauf trotzdem wieder eine neue Türe: «Ich bin wirklich ein Glückskind und in der Kunst vermisste ich nie irgendetwas».
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