Update: Unter diesem Aspekt steht die Musikveranstaltung Eurovision Song Contest (ESC). Der ESC ist ein Musikwettbewerb, der seit 1956 jährlich in einem europäischen Land ausgetragen wird. Dieses Wochenende steht der Wettbewerb wieder an (am Dienstag, 18.5 und Donnerstag, 20.5 finden jeweils noch die beiden Halbfinale ab 21 Uhr statt).
Selina Meier
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Italien gewinnt den ESC
Nach dem Juryvoting stand die Schweiz auf dem ersten Platz, doch nach den Publikumsstimmen reichte es leider nicht bis ganz nach oben. Doch Gjon’s Tears erreicht mit «Tout l’univers» den 3. Platz, wir von Chilitalk gratulieren. Ganz nach oben hat es Italien mit dem Lied «Zitti e buoni» von der Glamrock-Band Månskin geschafft, sie haben den 65. Eurovisions Contest gewonnen. Für Italien ist es der dritte ESC-Sieg (nach 1990 und 1964). Im Jahr 2019 verpasste die Schweiz mit «She Got Me» von Luca Hänni knapp das Podest (4. Platz), wer weiss vielleicht reicht es im nächsten Jahr für die Spitze.
Kampf der Kulturen
Der Musikwettbewerb wurde ins Leben gerufen, um einen Ort zu schaffen, an welchem jährlich eine Zusammenarbeit der europäischen Rundfunkanstalten stattfindet. Der Contest war bis 2001 unter dem Namen Grand Prix de la Chanson als internationaler Musikwettbewerb bekannt. Rundfunkanstalten aller Staaten der europäischen Rundfunkunion (EBU) waren teilnahmeberechtigt, doch konnte die Show auch ausserhalb dieser Sendergebiete ausgetragen werden, weshalb der ESC auch beispielsweise in Australien eine grosse Fangemeinde erlangen konnte. Die Veranstaltung kann auch als Kampf der Kulturen verschiedener Ländern angesehen werden. Sie kämpfen mit der Macht der Musik gegeneinander, was man schon als Kommunikation betrachten kann. Was unter der Berücksichtigung der Frage, ob Musik eine eigene Sprache ist viele Fragen aufweist. Musik soll aber keine denotative Funktion haben. Musik kann somit eine Botschaft sein, aber die Botschaft ist auch abhängig von den Rezipienten. Musik kann Länder verbinden, auch wenn sie unterschiedliche Sprachen sprechen.
ESC 2021
Der diesjährige Contest findet in Rotterdam statt. Dort hätte im letzten Jahr die 65. Ausgabe ausgetragen werden sollen, doch wurde diese coronabedingt abgesagt. Nachdem klar war, dass der Austragungsort derselbe bleibt, bestätigten auch diverse Länder, dass auch die Teilnehmenden, die letztes Jahr an den Start gegangen wären, ebenfalls wieder kommen würden. Auch für die Schweiz startet ein Kandidat, der eigentlich für die 65. Ausgabe an den Start gehen sollte: Gjon’s Tears (die Schweiz wird im 2. Halbfinale zu sehen sein). Das neue aber, sie starten alle mit einem neuen Lied.
Politische und national-kulturelle Dimensionen
Der ESC allgemein kann als ein inszeniertes Medienereignis beschrieben werden. Wobei zwischen einer politischen und einer national-kulturellen Dimension unterschieden werden kann. Ausserdem wird zwischen einer internen und einer externen politischen Dimension differenziert, wie unter anderem politische Inhalte dargestellt werden. Unter internen politischen Dimensionen versteht man dann, dass der Wettbewerb politische Beeinflussung haben kann. Vor allem für ehemalige Ostblock-Staaten spielt der ESC eine grosse Rolle, da sie durch Musik eine Überwindung ihrer jahrzehntelange politischen und wirtschaftlichen Isolation sehen und für diese auch kulturelle Bedeutung hat. Durch folklorische Elemente wird die Kultur des jeweiligen Landes betont, was auch in „1944“ bei der Wahl der Instrumente ersichtlich wird (Gewinnerlied im Jahr 2016). Man assoziiert das Lied mit einem östlichen Land aufgrund der Duduk, der armenischen Flöte. Das ‚typische’ soll gewissermassen beleuchtet werden, so wird auf Klischees und Stereotypen zurückgegriffen.
Die freie Sprachwahl ist das Mittel zum Sieg
Die Sprache der jeweiligen Lieder tragen zum Nationalbewusstsein bei. Früher war es selbstverständlich, dass die Lieder in der Landessprache vorgetragen wurde. Was in der eigenen Nation als typisch gilt, muss von den anderen Gemeinschaften nicht so gesehen werden, so wird ersichtlich, dass es häufig nicht um die Musik selbst geht, doch wäre letztendlich keine Eurovision Song Contest-Austragung ohne Musik denkbar. Schliesslich ist die Voraussetzung, dass Menschen Vorstellungen und Wissen erzeugen nur durch Kommunikation möglich, so entstehen durch die Lieder eine gesellschaftliche Kommunikation zwischen Kulturen.
Ich für meine Seite bin gespannt auf die Auftritte der Halbfinale (heute und am Donnerstag), wer dann auch ins Finale kommt und natürlich wer und welches Lied im Jahr 2021 am Samstag (22.5.21) gewinnt. Die teilnehmenden Lieder können aber schon jetzt angehört werden (Spotify oder unter eurovision.de).
Quelle:
Feddersen, Jan: Jamalas Song „1944“: https://www.eurovision.de/feddersens_kommentar/Nuetzt-Politisches-beim-ESC,ukraine646.html (aufgerufen am 18.5.21)
Hickethier, Knut: Einführung in die Medienwissenschaft. Stuttgart: J.B. Metzler 2010.
Schmitt, Gerhard: Kapitel 2: Musik und Sprache. In: Musikalische Analyse und Wahrnehmung. Grundlegung einer interdisziplinären Systematik zur semantischen Analyse von Musik und Sprache, dar- gestellt an ausgewählten Beispielen zeitgenössischer Klangkunst. Osnabrücker Beiträge zur systemati- schen Musikwissenschaft. Hrg. von Bernd Enders. Osnabrück: Electronic Publishing Osnabrück 2010.
Wolther, Irving: Musikwettbewerb vs. Wettbewerbsmusik 2005.
Wolther, Irving: «Kampf der Kulturen» : der «Eurovision Song Contest» als Mittel national- kultureller Repräsentation. Würzburg: Königshausen und Neumann 2006.
*Titelbild: ardmediathek.de
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